Saturday, 21 January 2012

Das Recht auf Mittelmäßigkeit

English translation follows the German text.

Hallo.
Dieser Post ist fast nur tweet-würdig, aber der ist für den Neustart des Massive Blogs von immenser Wichtigkeit und daher schreibe ich den ein wenig länger und als Post. Im Grunde möchte ich nur sagen: "Was häufig stattfindet, hat auch das Recht auf manchmalige Mittelmäßigkeit."
Beispiele:
1) Wer alle 2 Jahre Meister wird, muss nicht jedes Mal mit 20 Punkten Vorsprung siegen.
2) Wer jeden Abend für seine Frau kockt, muss nicht jedes Mal die Pie neu erfinden.
3) Wer beinah wöchentlich einen Blog veröffentlicht, muss nicht jedes Mal was Erstsahniges schreiben.
Bis morgen.



This post is almost only tweet-worthy, but it is of immense importance for the new start of the Massive Blog so for this reason I'll write it a bit longer and as a post. Basically I just want to say: "That which often happens has the right to occasional mediocrity."
Examples:
1) If you win the league every 2 years, then you don't have to win it each time by 20 points.
2) If you cook for you wife every evening, then you don't have to reinvent the pie each time.
3) If you publish a blog nearly once a week, then you don't have to write the creme de la creme each time.
See you tomorrow.

Mir geht's nicht gut

English translation follows the German text.

Hallo. An diesem Samstag gibt es einen etwas anderen Post. Heute also kein "Wort" an sich, sondern eine plastische Erklärung, warum wir Synonyme sehr gut gebrauchen können bzw. warum Wörter eigentlich nie synonym verwendet werden (müssen). Nachdem sie eine Zeit lang nebeneinander in einer Sprache existiert haben (und diese Zeit mag sehr kurz sein, wenn nicht gar unerheblich), entwickeln sich die Konnotationen/Zusammenhänge/auch Bedeutungen schnell auseinander, sei es meilenweit oder sei es nur ein paar Zentimeter, um eine gewisse Nuance ausdrucken zu können.
Und hier die plastische Erklärung.
a) Verschiedene Begriffe, die dieselbe Tat beschreiben, die aber in unterschiedlichen Situationen Anwendung finden:
pissen, schiffen, pinkeln, Pipi machen, Wasser lassen, kleines Geschäft machen, urinieren, Hände waschen, pullern, aufs Klo gehen usw.
b) Verschiedene Begriffe (auf Deutsch und Englisch), die imselben groben Bedeutungsrahmen agieren - "was ich mache, wenn's mir schlecht geht" -, die aber alle eine eigene Bedeutung haben, die außerdem im Englischen und Deutschen unterschiedlich verwendet werden und die in vielen Fällen vom selben Ursprungswort abstammen.
schreien - scream
kreischen - cry
heulen - howl
weinen - whine
schrillen - shrill
schrecken - screech
shriek (eng)
johlen - yell
Shrek - Shrek

Gedankenfutter.
Bis morgen.

PS: Film der Woche: Der Mann ohne Vergangenheit.



Hello. On this Saturday, here's a somewhat different post. So no "word" as such today, but rather a plastic explanation of why we can make a lot of use out of synonyms or even why words words are/should never actually used as synonyms. After they have existed alongside one another in a language for a period of time (and this time can be very short or even neglible) the connotations/contexts/even meanings quickly develop away from one another, be it miles apart or be it just a few centimetres (mixing imperial and metric units there), in order to be able to express a particular nuance.
And here's the plastic explanation:
a) Different terms, which describe the same action, but which find usage in different situations:
piss, wazz, slash, wee, pass water, do a number one, urinate, go to the bathroom, pee, go to the bog etc.
b) Different terms (in German and English) which operate in roughly the same sphere of meaning - "what I do when I'm not happy" -, but which all have their own meaning, which are also used differently in English and German and which in many cases can be traced back to the same original word.
schreien - scream
kreischen - cry
heulen - howl
weinen - whine
schrillen - shrill
schrecken - screech
shriek (eng)
johlen - yell
Shrek - Shrek

Food for thought.
See you tomorrow.

PS: Film of the week: The Man Without a Past.

Saturday, 14 January 2012

Egalität

English translation follows the German text.

Hallo.
Heute lautet das Wort 'Egalität'.
Ich fasse mich relativ kurz, denn es ist nichts Komplexes, was ich heute Ihnen erläutern möchte. Ich möchte eingangs nur kurz darauf hinweisen, dass der englische Text heute keine Übersetzung ist, sondern eine Zusammenfassung dessen, was im deutschen beschrieben wird. Es ist gut möglich, dass das auch künftig öfter vorkommen wird, denn es ergibt irgendwie mehr Sinn. Mal sehen.
Zurück zum Thema.
Egalität kommt natürlich vom Wort 'egal'. Egal ist mit dem englischen Wort 'equal' verwandt, was 'gleich' bedeutet. 'Egal' wird jedoch in der deutschen Sprache fast ausschleißlich mit der Bedeutung 'unwichtig', 'irrelevant' verwendet, wie im Satz: Das ist mir egal. Im Englischen kann man nicht sagen, *'that's all equal to me'. Das heißt, die Verwendung der zwei verwandten Worten (oder Kognaten) unterscheidet sich in den zwei Sprachen - nichts Außergewöhnliches. Ein 'stool' im Englischen heißt ein Hocker ohne Arm- oder Rücklehnen, während ein 'Stuhl' im Deutschen für fast jedes Möbelstück verwendet werden kann, das für das Sitzen einer Person gedacht ist (entspricht quasi das englische 'chair').
Dann kommen wir zu 'Egalität'. Im englischen existiert das Wort 'equality', wie im Französischen (denke ich) sie das Wort 'égalité' haben. Diese heißen 'Gleichheit' im Sinne von der französischen Revolution. Der Versuch oder gar das Wagnis, das Wort 'Egalität' mit seinen englischen und französischen Verwandten (Kognaten) gleichzuseten, ist extremst doof, da 'Freiheit, Egalität, Brüderlichkeit' den Hörer/Leser nur irritieren kann, wenn er mit der Bedeutung des Wortes 'egal' (unwichtig) vertraut ist und selbstverständlich aufgrund seines Verständnisses für den Aufbau der deutschen Sprache semantische Zusammenhänge zwischen Wörtern mit dem selben Wortstamm erwartet/sucht und dann sich fragt, warum die ehrenwürdigen Revolutionäre in Frankreich nach Irrelvanz bzw. Unwichtigkeit gestrebt hätten.
Das heißt, 'Egalität' kommt von 'egal' und soll sich also auch semantisch von 'egal' ableiten lassen. Was es auch tut.
Egalität heißt etwas, was einem egal ist und nicht Gleichheit. Das könnten nur Leute denken, die zwischen historischer Etymologie und aktueller Verwendung nicht unterscheiden können.
Hier die Eckdaten:
Egalität (E-ga-li-tät) - Substantiv (weiblich)
Definition: Etwas, was einem egal ist. Etwas, was einen kein bisschen juckt.
Verwendungsbeispiele: 'Für betrunkene Jugendliche in unseren Innenstädten waren die Leitfäden zum Umgang mit Alkohol immer nichts mehr als eine Egalität.'
'Verdammt! Ich versuche Ihnen etwas logisch zu erklären und Sie kommen immer wieder mit Ihren sinnlosen Egalitäten!'
Etymologie: Vgl. egal: Etwas, was einem egal ist.
Häufigkeitsklasse bei wortschatz.uni-leipzig.de: 19 (d.h. der ist ca. 2^19 mal häufiger als das gesuchte Wort) - Das hier berücksichtigt aber nicht, dass es in vielen bzw. allen Fällen das Wort mit 'ursprünglicher' (falscher) Bedeutung verwendet wird.

Das war's.
Bis morgen.



Hello.
This isn't a translation.
This is a brief English description of what I've just written in German.
The word is 'Egalität'. Basically, there's a German word 'egal', which is related to the English word 'equal', but which is used almost exclusively to mean 'irrelevant' in the formulation 'to me that is egal', meaning 'I do not care about that'. Now the word 'Egalität' is the same form as the English word 'Equality' or the French (I think) 'Égalité', which both mean equality. Trying to make 'Egalität' also mean equality is a case of getting gravely mixed up between etymology and usage. If 'egal' means irrelvant, not worth caring about, then it makes sense for 'Egalität' to mean 'irrelevancy' (not irrelevance - not the general lack of importance - but something which is in itself unimportant (cf. discrepant, discrepancy). That's what the blog was about today.
Here are the vital statistics:
Egalität (E-ga-li-tät) - Noun (feminine). (Irrelevancy (Ir-re-le-van-cy)
Definition: Something which is irrelevant, something which one does not care about.
Examples of usage: 'Für betrunkene Jugendliche in unseren Innenstädten waren die Leitfäden zum Umgang mit Alkohol immer nichts mehr als eine Egalität.' (For drunken youths in our inner cities, alcohol guidelines have always been an irrelevancy.) 'Verdammt! Ich versuche Ihnen etwas logisch zu erklären und Sie kommen immer wieder mit Ihren sinnlosen Egalitäten!' (Damnit! I am trying to explain something to you logically and you just keep coming up with banal irrelevancies!)
Etymology: Cf. Egal, meaning unimportant, that which one does not care about: 'das ist mir egal' meaning 'I don't care about that'.
Frequency class at wortschatz.uni-leipzig.de: 19 (i.e "der" is ca. 2^19 times more common than the word in question) This however doesn't take into account that the word may be being used in its 'original', more incorrect meaning.
That's that.
See you tomorrow.

Friday, 6 January 2012

Zulesen

English translation follows the German text.

Hallo.
Ich wünsche Euch ein frohes neues Jahr und kündige hiermit einen nahtlosen Übergang in eine neue, etwas aktivere Phase des Massive Blogs an.
In den kommenden Wochen werde ich, in langer und großartiger Tradition der Gebrüder Duden sowie (in England) die Oxford-Zwillinge, einige Wörterbuch-Einträge veröffentlichen. Sie werden weder chronologisch noch alfabetisch sortiet, noch werden sie alle behaupten, reine Neologismen zu sein. Sie werden aber alle Wörter beschreiben, die ich sehr mag und deren Verwendung ich gerne verbreiteter sehen würde. Hier muss ich auch darauf hinweisen, dass das Wörterbuch nur (nach dem aktuellen Stand der Planung) deutsche Wörter beschreiben wird, weshalb die englischen Übersetzungen, die bekanntermaßen dem deutschen Text folgen, fast immer etwas zu wünschen übrig lassen werden. Wenn Sie das nicht verstehen, brauche ich auch nicht darum zu bitten.
Das erste Wort lautet: zulesen (zu-les-en) - Verb.
Definition: Wenn man sich beim Lesen so sehr auf den Inhalt eines Textes konzentriert, dass man diesen einem anderen weitererzählen kann, nachdem man zu Ende gelesen hat.http://www.blogger.com/img/blank.gif
Verwendungsbeispiele: "Worum geht's denn in dem Buch?" "Keine Ahnung, ich habe gar nicht zugelesen."
"Verdammt! Wenn ihr beim ersten Mal zulesen würdet, müsste ich euch nicht bitten, es zweimal zu lesen!"
Etymologie: Vgl. Zuhören: Das dermaßen aktive Hören, dass man hinterher weiß, was gerade gesagt wurde.
Häufigkeitsklasse bei wortschatz.uni-leipzig.de: 21 (d.h. der ist ca. 2^21 mal häufiger als das gesuchte Wort)

Das war's.
Bis morgen.



Hello.
I wish you a happy new year and hereby announce a seamless transfer to a new, somewhat more active phase of the Massive Blog.
In the coming weeks I will, in the long and grand tradition of the Brothers Duden and the (in England) Oxford Twins, publish several dictionary entries. They will be neither chronologically nor alphabetically sorted, nor will they all claim to be pure neologisms. They will, however, all describe words which I like very much and the use of which I would like to see be more widespread. I must also say at this point that the dictionary will (according to the current state of plans) only describe German words, for which reason the English translations, which, as it is well known, follow the German text, will almost always leave something to be desired. If you don't understand that, then I'm not going to ask you to.
The first word is: to read to (to read to) - Verb.
Definition: When by reading one concentrates so strongly on the content of a text that one is able to tell this to another person once one has read the text to its conclusion.
Examples of usage: "What's the book about then?" "Dunno, I wasn't reading to it."
"Damnit! If you would only read to the first time, then I wouldn't have to ask you to read it a second time."
Etymology: Cf. To listen to: Actively listening to such an extent that one knows afterwards what has just been said.
Frequency class at wortschatz.uni-leipzig.de: 21 (i.e "der" is ca. 2^21 times more common than the word in question) This refers to the German word "zulesen".
That's that.
See you tomorrow.