Monday, 23 August 2010

The Telling of Dreams

English translation follows the German text.

Hallo. Ich habe mehrmals behauptet, dass es eines der langweiligsten Tätigkeiten ist, einen Traum einem Bekannten zu erzählen. Meistens werden "wunderbare" oder "unglaubliche" Träume erzählt, die man sich kaum vorstellen könne. Insofern wären die möglicherweise erzählenswert. Nur: die sind gar nicht passiert, die sind bloß Träume gewesen. Ich kann auch sagen, ohne überhaupt was geträumt zu haben, "Wäre es nicht krass, wenn ein Frosch sich plötzlich in einen ähnlichen, doch eindeutig anderen Frosch verwandeln würde?" Ja. Das wäre es. Doch ohne einen Beweis oder im schlimmsten Fall einen Hinweis auf die Möglichkeit eines solchen Ereignis verliert man den Draht zur Realität, der alles halbwegs interessant machen könnte. Erzählte Träume sind außerdem fast immer zu vermeiden, weil in ihnen öfter Sätze wie "da weiß ich nicht so genau, was passiert ist" und "dann war ich irgendwie plötzlich woanders" auftauchen, was sie viel weniger schlüssig macht als gut geschriebene Romane, auch wenn diese auch keinen Draht zur Realität haben. Sie sind meistens per definitionem gut geschrieben.

Das war immer meine Stellungnahme. Ich möchte sie aber an dieser Stelle etwas ergänzen. Erzählte Träume sind in der Tat uninteressant. Jedoch: wenn der Erzähler es schafft, seine Gefühle, seine Reaktionen, sein neues Vorhaben kreativ und plastisch darzustellen, dann kann es doch interessant sein. Wenn ich sage, "ich träumte, ich wäre das erste Ei und jetzt weiß ich, dass das Ei vor dem Huhn auf die Welt kam," ist das ziemlich typisches Gelaber. Wenn ich aber hinzufüge, "Jetzt werde ich meinen Job als Straßenkünstler hinschmeißen und eine Ausbildung als Genetikwissenschaftler machen, um das Notwendige herauszufinden, um den realen Beweis für meinen Traum zu finden," ist das dann doch nicht uninteressant. Ich mache was in der echten Welt, was, wenn ich dein Bekannter bin, dich eigentlich interessieren soll. Auch wenn man einen Alptraum erlebt ist es nicht allzu wichtig. Wenn man aber in Panik aufwacht, ausm Haus rennt, die Haustür von außen mit einigen Holzlatten ausm Gartenzaun zubarrikadiert und die ganze Nacht im Busch mit einer Notfallflasche Scotch kauert, bis der Postbote einen am nächsten Montag (ist ja noch interessanter, wenn es am Wochenende passiert) findet, kann man es sich ruhig anhören, ohne die semi-automatische Antwort auf die Einleitung, "Weißt du, ich hatte so einen Traum gestern (oder letztes Wochenende)," geben zu müssen: "Weißt du, Träume sind nicht echt. Das einzig Echte, was ich von deiner Erzählung zu erwarten habe, ist Langeweile und Arschverkrampfung."

Manchmal hört man lieber ein bisschen länger zu.

Bis morgen.


Hello. I have often claimed that it is one of the most boring activities, telling an acquaintance about a dream. Usually, "wonderful" or "unbelievable" dreams are told, which one will hardly be able to imagine. To this extent the dreams could possibly be worth telling. Only: they haven't happened, they were only dreams. I can also say, without having dreamt anything, 'Wouldn't it be crazy, if a frog suddenly transformed into a similar, yet clearly different frog?" Yes. That it would be. But without any kind of proof or at least some kind of hint to the possibility of such an event one loses the link to reality, which would be able to make everything somehow vaguely interesting. Dreams which are told are, anyway, almost always to be avoided, because they often contain sentences like "I'm not sure at this stage exactly what happened" and "then I was somehow suddenly somewhere else", which makes them a lot less coherent than well-written novels, even if these also don't have any link to reality. They are useually per definitionem well-written.

This was always the position I took up. I would now, however, like to slighty elaborate this position. Dreams that are told are indeed uninteresting. However: when the teller manages to present his feelings, his reactions, his new intentions in a creative and plastic way, then it can be interesting after all. If I say, "I dreamt I was the first egg and now I know that the egg came to Earth before the chicken," then it is a quite typical piece of gibberish. However, if I then add, "Now I will quit my job as a street artist and train to be a genetic scientist, in order to find out what it is necessary in order to find the real proof for my dream," then it isn't so uninteresting after all. I am doing something in the real world, which, if I am your acqauintance, should really interest you. Similarly, when one experiences a nightmare, it is a matter of little importance. However, when one makes up in a panic, runs out of the house, takes several planks from the garden fence and barricades the house door shut from the outside, following which one spends the whole night cowering in a bush with an emergency bottle of scotch, until the postman finds one the next Monday (it's even more interesting, if it happens on a weekend), then you can listen to it, without having to give the semi-automatic answer to the introduction, "You know what, I had such a dream yesterday (or last weekend),": "You know what, dreams aren't real. The only real thing which I can expect out of your telling it, is boredom and an arse cramp.

It's sometimes better to listen for a little longer.

See you tomorrow.

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