Friday, 4 February 2011

12 steps

English translation follows the German text.

Ich rechtfertige meine Taten sehr gerne. Selbst wenn ich das nicht vor irgendjemandem machen muss. Vor keinem Chef, vor keinem Richter, nicht mal vor meiner Leserschaft. Eigentlich ist es manchmal der Welt völlig egal, was man tut, wenn's um Kleinkram geht, aber trotzdem will ich's rechtfertigen, wenn mir das Gewissen aufn Sack geht.
Neulich habe ich zwecks Rechtfertigung einer ehrlich gesagt völlig irrelevanten Tat ein ganzes System ausgedacht - es funktioniert nach einem gut bekannten Modell, nämlich nach dem 12-Stufen-Modell (bekannt durch die Anonymen Alkoholiker, aber hier etwas anders angewendet).
Das Modell ist in diesem Fall das 12-Stufen-Modell für Penner. Stufe 12 heißt absoluter Penner, Stufe 0 heißt völlig anständiger Gentleman und Stufe 6 ist irgendwo dazwischen. Ich muss hier nicht jede Stufe detailliert beschreiben, aber ich erkläre grob, wie es funktioniert:
Bei Stufe 12 hat man keine Ahnung, wie man überhaupt überleben soll - man lebt in permanenter Besoffenheit, stolpert durch die Straßen und kommt überhaupt nicht klar, aber kommt auch irgendwie auch nicht um.
Bei Stufe 11 bettelt man ganz sicher, hat vielleicht sogar einen festen Ort, wo man immer steht und nach Kleingeld fragt.
Bei Stufe 10 hat man sogar einen quasi-Arbeitsplan und sammelt Pfandflaschen.
Und so weiter.
Am anderen Ende der Skala sieht es so aus:
Bei Stufe 0 hat man ein eigenes Haus, einen Ehepartner, Kinder, einen Job oder sogar ein eigenes Unternehmen. Man trinkt keinen Alkohol und besucht regelmäßig das Fitnessstudio.
Bei Stufe 1 stimmt fast alles - nur vielleicht hat man keine Mitgliedschaft bei nem Fitnessstudio - oder man hat eine, aber gammelt trotzdem am Wochenende auf der Couch rum.
Bei Stufe 2 ist man immmerhin ganz anständig, aber vielleicht hat man nur einen Ehepartner und noch keine Kinder, weil man Angst hat, irgendwann Penner zu werden und ist sich nicht so sicher in seiner Anständigkeit.
Sie verstehen, wie das Stufensystem funktioniert.
Auf jeden Fall ist es für mich immer ganz gut, wenn ich merke, eine Stufe Richtung Anständigkeit gegangen zu sein und damit eine Stufe weiter weg von absoluter Pennerheit.
Jetzt komme ich zum Sinn dieses Postes. Neulich habe ich einen neuen Job angefangen und bin damit eine Stufe in die gute Richtung gegangen - da habe ich mich gefreut - und damit kann ich rechtfertigen, dass ich manchmal Bier in der Dusche trinke.
Bis morgen.



I really like to justify my actions. Even if I don't have to do it to anyone. Not to my boss, not to a judge, not even to my readership. To be honest, the world often couldn't care less what one does, when we're talking about small change, but I still want to justify it, when my conscience gets on my nerves.
Recently, I thought up a whole system in order to justify an, in all honesty, completely irrelevant action - it works according to a well-known model, namely according to the 12-steps-model (made famous by the Alcoholics Anonymous, though here applied slightly differently).
The model is, in this case, the 12-step-model for tramps. Step 12 means a complete tramp, step 0 means a completely respectable genteleman and step 6 is somewhere in the middle. I don't have to describe every step in detail here, but I will explain braoadly how it works:
At step 12 you don't have any idea how you should even survive - you live in a state of permanent intoxication, stumble through the streets and don't get anything done but somehow don't die either.
At step 11 you've got your begging right down, you might even have a fixed point where you always stand and ask for spare change.
At step 10 you even have a kind of work plan and collect bottles for recycling.
And so on.
At the other end of the scale it looks like this:
At step 0 you have your own house, a spouse, children, a job or even your own company. You don't drink any alcohol and go to the gym regularly.
At step 1 almost everything is in place - but maybe you don't have a gym membership - or you do have one, but you still sit about on the couch at the weekends.
At step 3 you're still quite respectable, but maybe you have just a spouse and no kids because you are afraid of becoming a tramp at some stage and aren't so sure of your respectability.
You see how the step system works.
Certainly, it's always very good for me when I notice that I've gone one step in the direction of respectability and so one step further away from complete tramphood.
Now I get to the point of this post: I recently started work at a new job and so went one step in the good direction - I was pleased - and so I can justify the fact that I sometimes drink beer in the shower.
See you tomorrow.

2 comments:

  1. Solche Rechtfertigungsmodelle kenne ich sehr gut. Meine sind zwar nicht in 12 Stufen eingeteilt, aber es gibt bei mir für Anständigkeit und Pennerheit (Ich denke, das Wort "Pennerheit" wird demnächst als Fachbegriff der Anstandsforschung in den Duden eingetragen) die gleichen Kriterien (vielleicht kommen bei Anstand noch solche sozial-altruistischen Verhaltensweisen wie Blutspenden hinzu). Aber Bier unter der Dusche trinke ich auch sehr gerne mal, vor allem, wenn ich mich für ne Party, auf der ich sowieso voll sein werde, schick mache :)

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  2. P.S.: Danke für's empfehlen unserer Bandwebsite!

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